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Literatur

Georg Großmann, Schriftsteller und Collagist

Träume im Schlichtkleid
der Wälder
verwahrt ...

 

... fallen als Windwurf
ins Bachbett
wo wir aus
dem Baum-
zurück in den Bach
in den Bach-
Zustand
finden

Georg Großmann

Poesie ist mein natürlicher Lebensraum. Das Gedicht weicht mir nicht von der Seite. Die Prosa gedeiht.
Aktuell arbeite ich an einem Romanprojekt, das 2023 mit einem Startstipendium für Literatur des BMKÖS gefördert wurde.

Ich lebe und arbeite in Wien.

Weiter unten kannst du ein paar Textauszüge lesen bzw. den Links zu meinen Online-Publikationen und einem Interview folgen.

Eine Auflistung meiner bisherigen literarischen Veröffentlichungen findest du unter dem Reiter Publikationen.

Neuigkeiten über meine Arbeit, erfährst du hier.

Ich erstelle seit geraumer Zeit neben meinen Texten auch Collagen, die auch als Abzüge oder Originale erworben werden können. Sieh dich gerne um!

senkrechter Rauputz
der Baumschatten tigert die
flächige Leere 

- Hauswand-Haiku, 2023

Zu den
Online-Publikationen

TEXTPROBEN

unter eis- und kracherlfirma-
schirmen
beugen sich missvergnügte köpfe
über frisch frittiertes allerlei 
 
(…) 

[...]

still gingst du durch Wälder
wie durch verschachtelte Burgen
lächeltest, sagtest kein Wort
schautest hinauf in das Blau
hinunter ins Dunkel, hinüber
zu uns, die Hände am
Rücken verriegelt, die Hände
geschnitzt

still gingst du in
dich
still gingst du aus dir
heraus 

 

(…) 

[...]

ich bin ein Faltenbalgkind
ein Algenkind
ein Fußball-unterm-Arm-Kind
ein Räuber-und-Gendarm-Kind
ein Kind der Flächen
und Schnittstellen
der Aufzugkabinen und
Stiegenhäuser
Kind der frisch gemähten Wiesenstücke
Kind des sonnenwarmen Rindenmulchs

 

(...)

kalte mitgebrachte Waldluft haftet

auf der Haut

die Jackentaschen angefüllt mit

Flügelnüssen und 

Kastanien;

 

der Pfeifkessel äfft den

Herbstwind nach

 

(...)

Posázaví
Wasser, gewobene
Luft und die
Wälder im Himmel

was hast du gesehen,
Anežka?

wie klangen die Lieder
die Sonne, wie schmeckte
der Wind, der mäandernde
Fluss, die gebogenen
Täler der Sázava 

(…)

Lo Aha
Dunkler Dschungel

überschwemmte Wiesen, Haufen
Serengeti-Heißländen

ein Lorbeerwald bei Regen

Universum

in den Furten baden Trockennasenprimaten 

 

(…) 

[...]

Nachtkrabb
Nachtkrepp-
papierene
Wolken

Krabbennacht
flächige Brackwasser-
stille

Nachtkrabbenscheren, die
schaben die Butter
der Augen
aus fleischigen
Mulden 

 

(…) 

[...]

ich bilde
Früchte in deinem
Traubengerüst
tropfengroße Beeren
die nach uns schmecken

ich schwimme
zerreiße das
Tuch Wasser-
linsen, welches deine
Weiherhaut bedeckt

gefranste
Salamandersonnen
perlen aus
dem Legestachel  

 

(...)

Da Libdaua leicht
wiar'a schdreichfähiga
Sunnenuntagaung

da Bowidl glänzt
wiar'a g'maischte
Nochd

dees Gramm'lschmoiz schaud
aus wiar'a bähschfoabana
Woidehbich
auf aam Schwoazbrohd-
Bakehdbod'n

 

(...)

[...]

wir legen
uns heute nicht an
mit den häusern, wir
gehen, wir hauen uns
über sie, fliegen
gebogen ins
dörrzwetschgendunkel
zurück, verschwinden
dorthin, wo unsre
bewegungen nicht
gemeldet werden 

 

(…) 

Siedlungen, Koralloide
im Finster und
Wolken, das
Pfahlwerk der
Nacht, deine
Schrillflächen
reiben
an meinen
wir singen

die Worte
Gezirptes

Pappelgeflüster 

 

(...)  

[...]

es gibt;
waffenförmige länder
mit zacken und spitzen, die sie in ihre
nachbarn stoßen

teppichförmige länder,
die andere länder unter sich kehren

glockenförmige länder,
die überall den sonntag einläuten

länder geformt wie eierköpfer
mit nach innen gerichteten messern

trichterförmige länder
aus denen man nicht entkommt

 

(…) 

mit mensch
ist nicht gut
kirschen essen

mensch isst
alle

mensch; der
tötet

mensch; der
tröstet sich mit
mitmensch-
leid

(...)

mein haus steht zwischen
gepolsterten hügeln

nachts dunkelt wolle

nachts hängt ein knetmasse-
mond in der wolle
des dunkels

tagsüber scheint eine
blattmetallsonne
hauchdünne
seide

abends geh ich
abends sind die hügel kupferfarben
abends geh ich in die
wattewälder
suche im nadel-
streu nadel-
kissenpilze, beeren
aus filz

(…) 

[...]

Sázava, Vormutter
wickelt sich uralt
durch turmhohes
Grün
lebt in den Tiefen
der Hügel
webt feine Wolken
aus Milch
gräbt sich von Mähren
nach Böhmen
trägt einen Mantel aus
Dschungel
regt sich, legt ihre
gluckernden Eier

(…) 

die Nadelbäume ragen wie
kolossale Fischskelette
in die dunkelblau-textile
Nachtluft, warme
Mondmilch bildet eine
wasserlinsenweiche
Haut

(...)

[...]

 

die Wohnung wehrt sich
mit einigen Hausmitteln

sie will sich entmieten

sie will uns erbrechen

nimmt stinkende Tropfen
die jeden einzelnen
Abfluss verstopfen

nimmt Stromausfallpillen

verstellt alle Uhren
durch Einnahme
eigens gemischter
Tinkturen

(...)

ich nehm einen Zug
nehme ihn auf in
meine Lunge
er fährt ein
wie in eine Bahnhofshalle
fährt in das Dunkel
meines Blutes
rattert durch meine
Arterientunnel
passiert problemlos
die Blut-Hirn-Schranke
springt zügig auf das
Synapsengleis

(...)

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